Kaiserpfalz Paderborn: Archäologen auf der Spur Karls des Großen



Die Münsteraner Studentin Inga Bopke legt die Pfostenreihe aus der Zeit Karls des Großen frei. Foto: LWL/Spiong
Die Münsteraner Studentin Inga Bopke legt die Pfostenreihe aus der Zeit Karls des Großen frei / Foto: LWL/Spiong

Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster sind Karl dem Großen weiter dicht auf den Fersen. Bildlich gesprochen. Was für den Laien lediglich nach Löchern im Boden Paderborns aussieht, gewährt den Forschern neue Einblicke in die Gründungszeit der (1964 wiederentdeckten) Kaiserpfalz im späten 8. Jahrhundert.

Pünktlich zum 1200. Todestag Kaiser Karls im Jahr 2014 vervollständigen die Funde das Bild vom Alltag der Menschen, die hier zu Lebzeiten des berühmten Kaisers ansässig waren.


Die Spuren, die das Team aus sieben Studierenden der Abteilung für ur- und frühgeschichtliche Archäologie der Universität Münster derzeit dokumentiert, reichen jedoch noch viel weiter zurück. Im 2. und 3. Jahrhundert siedelten auf dem bis zu 800 Quadratmeter großen Grabungsareal auf dem Grundstück Kisau 2-4 die ersten Menschen. Auf einer Hochterrasse westlich der Paderquellarme entstanden die ersten Höfe. Diese frühe Ansiedlung existierte bis ins 5. und 6. Jahrhundert.

Direkt neben der Grabung liegt das Museum in der Kaiserpfalz / Foto: Wikipedia / Zefram / CC-BY-SA-3.0-migrated
Direkt neben der Grabung liegt das Museum in der Kaiserpfalz Paderborn / Foto: Wikipedia / Zefram / CC-BY-SA-3.0-migrated

Dann wurde es ruhig an den Paderquellen. Erst mit der Gründung der Pfalz durch Karl den Großen im Jahr 776 entwickelte sich eine unbefestigte Außensiedlung. Die Menschen, die hier lebten, versorgten das neue Zentrum mit der Pfalz, dem Dom und dem Bischofssitz mit Lebensmitteln und Textilien. Andere gossen Bronzegegenstände oder schmiedeten Eisen.

Von dieser Zeit zeugt in der aktuellen Ausgrabung eine Pfostenreihe, die in die Zeit um 800 zurückführt. Sie war Teil eines Pfostenhauses. Damals trugen Pfosten, die in den Boden eingegraben wurden, die Hausdächer.

Ihre Erbauer verbanden die Holzkonstruktionen mit Balken und geflochtenen Weidenruten und verschmierten die Wände mit Lehm. Das erdige Grundmaterial holten sie aus Lehmgruben, die von den Archäologen ebenfalls freigelegt werden konnten.

Die Vielfalt der Ergebnisse begeistert die Projektleiter Prof. Dr. Eva Stauch und Dr. Sven Spiong, denn sie lassen das Bild von der Außensiedlung der Pfalzen immer konkreter werden.

„Die schriftlichen Berichte für das frühe 9. Jahrhundert bezeichnen Paderborn als stadtartige Siedlung – ein sogenanntes Oppidum, dessen Arial auch den Zusammenfluss der Paderquellen einbezog. Dies lässt sich nun unmittelbar südwestlich dieses Zusammenflusses im Boden nachweisen“, erläutern die Projektleiter.




„Die gesamte Hochterrasse über der Flussniederung bis fast an die Warme Pader war zu Zeit Karls des Großen recht dicht besiedelt. Die Menschen lebten damals in großen Pfostenhäusern und errichteten Nebengebäude, in denen sie in den Wintermonaten an ihren Webstühlen saßen“, zeichnen die Wissenschaftler die Verhältnisse vor 1200 Jahren nach.

Das Grabungsteam entdeckte auch eine sorgfältig gepflasterte Straße, die noch im 12. Jahrhundert mit der Stadtgründung angelegt wurde. Sie gliederte das neu organisierte städtische Areal in Grundstücke zu beiden Seiten. Mit dem Niedergang des städtischen Gemeinwesens im 14. Jahrhundert verschlammte diese Straße.

Die Gründung des Kapuzinessenklosters 1629 führte dazu, dass die mittelalterliche Parzellenstruktur zugunsten des neuen Klosters aufgegeben wurde.

Neben den Überresten der Kaiserpfalz Paderborn Karls des Großen befindet sich heute übrigens das Museum in der Kaiserpfalz (ein Pfalz-Nachbau auf alten Grundauern).

Anmerkung: Dieser Text besteht weitestgehend aus einer Pressemitteilung des LWL. Sollte ich mal zur Kaiserpfalz Paderborn kommen, schreibe ich selber etwas (bislang hab ich es nur bis zur Wewelsburg geschafft).