Schloss Oberhofen: Ärger um moderne Architektur am Thunersee



Schloss Oberhofen beherbergt historisch eingerichtete Räume des 16. bis 19. Jahrhunderts
Schloss Oberhofen beherbergt historisch eingerichtete Räume des 16. bis 19. Jahrhunderts / Fotos: Burgerbe.de
Wie modern oder historisierend dürfen Schloss-Anbauten sein? Eine Frage, die immer wieder für harsche Diskussionen sorgt, denn ohne Anbauten lassen sich neue Nutzungen alter Denkmäler oft einfach nicht umsetzen.

Aktueller Fall: Das malerische Schloss Oberhofen am Thunersee in der Schweiz hat seit 2009 ein neues Café-Restaurant, das schon etwas heraussticht: Ein gut fünf Meter hoher Betonkubus am Seeufer, der natürlich in starkem Konstrast zur neomitttelalterlichen Schlossarchitektur steht.

Wegen des Bauwerks gibt es jetzt Ärger zwischen schweizerischen Behörden. Davon berichtet die Berner Zeitung „Der Bund“.

Schreiben von Fritschi

Ausgelöst wurde die Debatte danach durch ein Schreiben des Thuner Regierungsstatthalters Marc Fritschi (entspricht etwa dem deutschen Regierungspäsidenten).

Dieser monierte gegenüber der Stiftung Schloss Oberhofen, die das Schloss besitzt, der Beton-Glas-Kubus habe offenbar kein ordentliches Baubewilligungsverfahren durchlaufen.

Schloss Oberhofen am Thunersee
Schloss Oberhofen am Thunersee
Seine Behörde habe 2008 lediglich den Umbau der Nebengebäude und den Einbau eines „kleinen Restaurants“ genehmigt – von dem fast fünf Meter hohen Kubus sei nie die Rede gewesen.

„Fritschi eröffnete deshalb ein Baupolizeiverfahren und setzte der Stiftung eine Frist für ein nachträgliches Baugesuch“, so „Der Bund“. Die Stiftung legte dagegen Beschwerde ein.

Nun kann die Stiftung darauf verweisen, dass die Verwaltung der Stadt Thun ihr eine entsprechende Projektänderungsbewilligung ausgestellt hat – allerdings ohne den Regierungsstatthalter zu informieren oder den geänderten Plan zu publizieren.

Solch ein Vorgehen ist bei kleineren Projektänderungen rechtmäßig.

Die Baudirektion der Kantons-Regierung hat nun der Beschwerde der Stadt stattgegeben. Es habe demnach keine schwerwiegenden Mängel beim Bewilligungsverfahren gegeben. Daher muss es nun kein neues Baupolizeiverfahren geben.

Burg Anholt: Moderner Hotelanbau an einer Wasserburg im Münsterland / Foto: Burgerbe.de
Burg Anholt: Moderner Hotelanbau an einer Wasserburg im Münsterland / Foto: Burgerbe.de




Mich erinnert der Glas-Beton-Bau, der sich verhältnismäßig gut in das Gesamtensemble einfügt, an ein ähnliches Gebäude an der Wasserburg Anholt im Münsterland (Bild links). Es dient als Cafe/Restaurant für das dortige Schlosshotel, ist aber nur von der schwer zugänglichen Rückseite der Burg sichtbar.

Links:

Website von Schloss Oberhofen, das ein Museum für Wohnkultur mit Räumen im Stil des 16. bis zum 19. Jahrhundert beherbergt. Der Schlosspark ist ein englischer Landschaftsgarten im Kleinformat.

Und hier geht’s zum Artikel in „Der Bund“: „Behördenstreit um umstrittenen Kubus am Schloss Oberhofen