Pavillon soll an von der DDR gesprengtes Schloss Rötha erinnern



Schloss Rötha um 1860 / Bild: Wikipedia/F. Heise
Schloss Rötha um 1860 / Bild: Wikipedia/F. Heise

Zur Erinnerung an das von der DDR im Jahr 1969 gesprengte Schloss Rötha bei Leipzig planen der Förderverein „Rötha – gestern – heute – morgen“ und die örtliche Sparkassenstiftung den Bau einer 1,5 Millionen Euro teuren Gedenkstätte.

Der zweistöckige Pavillon soll auch den Nachbau eines für den Geschichte der Völkerschlacht bedeutsamen Schlossraums, des Verbündetenzimmers, enthalten. Darüber berichtet die Deutsche Presseagentur (dpa).

Hintergrund: Schlösser und Herrensitze konnte die SED gar nicht leiden, waren sie doch Symbole der verhassten preußischen Junker – und damit nach Logik der Ideologen Brutstätten des letzten und aller folgenden Kriegen.

Also weg damit, so die Logik der neuen Machthaber. Am liebsten betrieb die DDR solcherlei Geschichtspolitik mit TNT und Abrissbirne


Bekanntestes Beispiel für so eine Denkmal-Beseitigung sind die Sprengungen der Schlösser in Berlin und Potsdam. Aber auch außerhalb der Hauptstadt wurde das bauliche Erbe der letzten 1000 Jahre fleißig vom SED-Regime demoliert.

Ein ähnlich krasser Fall ist Schloss Rötha bei Leipzig, bis 1945 Wohnsitz der Familie von Friesen. Carl von Friesen hatte das Rittergut Rötha 1592 gekauft und ein erstes Schloss errichtet.

Nach den Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges ließen die Friesens das Gebäude um- und teilweise neu bauen.



Das Buch "Schloss Rötha: Erinnerung & Vision" ist erschienen / Bild: Amazon
Das Buch „Schloss Rötha: Erinnerung & Vision“ ist erschienen / Bild: Amazon

In die Geschichtsbücher ging das Schloss als Hauptquartier der Alliierten (also des Königs von Preußen und des Zaren) bei der Leipziger Völkerschlacht ein. Der Speiseraum, in dem die Monarchen ihre Entscheidungen trafen, das sogenannte Verbündetenzimmer, wurde zur  Hundertjahrfeier der Schlacht 1913 neu unter Einbeziehung originaler Möbel und Kunstgegenstände eingerichtet.

Ein Teil der Inneneinrichtung konnte vor der Sprengung gerettet werden – es soll nun auch wieder den Nachbau des Zimmers schmücken. Das noch erhaltene Interieur des Verbündetenzimmers war bereits im Feburuar 2002 von der Familie Friesen an den Förderverein übergeben worden.

Laut dpa soll das Zimmer ab Herbst 2013 fertig sein, später soll noch ein Festsaal folgen.

Zurzeit befindet sich am ehemaligen Standort des Schlosses lediglich eine Betondecke. Wann der Grundstein für den Pavillon gelegt wird ist laut der Zeitung Freie Presse noch nicht klar. Zunächst müsste geklärt werden, wie die geplante Bewirtschaftung aussehen soll, die mit Kosten von 100.000 Euro veranschlagt ist.

Zum Schloss gibt es ein Buch Schloss Rötha: Erinnerung und Vision von Heinrich von Friesen (zurzeit nicht verfügbar).

Darin dokumentieren fachkundige Autoren u.a. die Ereignisse während der Völkerschlacht in Rötha, spiegeln Gestalt und Ausstattung des Schlosses sowie die Entwicklung des Parks wider. Geborgene Reste des Verbündetenzimmers werden ebenso vorgestellt wie Pläne und Visionen zur Neugestaltung des Schlossareals.

Das Buch kostet 19 Euro und ist auch in der Stadtbibliothek im Mehrgenerationenhaus Rötha erhältlich.

Links:
Seite des Förderverein Rötha

Der Artikel der dpa in der Online-Ausgabe der Leipziger Volkszeitung: „Neuer Gedenk-Pavillon soll an gesprengtes Schloss Rötha bei Leipzig erinnern“ ist nicht mehr online verfügbar.