Nach Zwangsversteigerung: Neonazis auf Schloss Germersleben?

Der MDR berichtet über Schlosskauf und das bevorstehende Skinhead-Konzert. Bild: Screenshot
Der MDR berichtet über Schlosskauf und das bevorstehende Skinhead-Konzert. Bild: Screenshot

Achtung – neuer Stand (20.8.2013): Das Schloss geht nun DOCH an den rechten Konzertveranstalter. Mehr dazu hier im Blog.

Der norddeutsche Rechtsrock-Veranstalter Oliver M. hat für 12.000 Euro die Ruine von Schloss Germersleben (in Groß Germersleben, Sachsen-Anhalt) bei einer Zwangsversteigerung erworben. Er möchte auf dem 48.000 Quadratmeter großen Grundstück bereits im Mai ein rechtes Skinhead-Konzert veranstalten – und hat es bereits bei der Gemeinde angemeldet. Das meldet der MDR.

Nach Angaben des Senders hat der neue Schlossbesitzer an seinem bisherigen Wohnort Nienhagen im Landkreis Harz bereits diverse rechte Konzerte veranstaltet. Zu Pfingsten 2012 sollen in dem 380-Seelen-Dorf 1800 Neonazis erschienen sein, schreibt die Mitteldeutsche Zeitung.

Nach einem Bürgervotum, bei dem sich 80 Prozent der Teilnehmer gegen den Rechtsrock aussprachen, war damit jedoch Schluss. Der Eigentümer des Grundstücks kündigte laut der Zeitung an, die Fläche nicht mehr an den Veranstalter zu vermieten. Dieses Problem haben die Rechten nun nicht mehr.

Laut MDR kündigte der parteilose Bürgermeister von Oschersleben harte Auflagen für das beantragte Neonazi-Konzert in Groß Germersleben an. Über den Kauf durch den Rechtsrock-Veranstalter zeigt sich der Bürgermeister schockiert.

Nun dürfte in diversen Neonazi-Foren intensive Werbung für die rechte Veranstaltung in der Vorharz-Gemeinde anlaufen. Eine schlechtere PR für den 20.4000-Einwohner-Ort südlich von Magdeburg ist kaum vorstellbar.

Im Ort regt sich inzwischen Widerstand gegen die Pläne der Rechten. Nach Informationen von MDR haben sich jetzt der Ortschaftsrat und etwa 200 Bürger getroffen, um nach Möglichkeiten zu suchen, das Konzert am 25. Mai zu verhindern. Auch im Innenministerium des Landes denkt man offenbar über Auflagen nach.

Das 400 Jahre alte Barockschloss war 1999 durch Brandstiftung weitgehend zerstört worden. Kurz danach brannten auch die verbliebenen Rundtürme ab. Die Ruine steht unter Denkmalschutz. Zu der Zwangsversteigerung war es durch Steuerschulden des Vorbesitzers gekommen.

Ich gehe mal davon aus, dass der Kauf und die bevorstehenden Konzerte noch bundesweit Schlagzeilen machen werden.

Links:
Artikel der Mitteldeutschen Zeitung: „Rechtsrock am Schloss
Artikel bei taz-Online: „Rechtsrock-Veranstalter kauft Schloss

Nachtrag 25. Mai 2013:

Der Kauf ist geplatzt, der Rechtsrock-Veranstalter hat das Geld nicht gezahlt. Mehr Infos dazu hier im Blog: „Doch keine Neonazis auf Schloss Germersleben



Ein Gedanke zu „Nach Zwangsversteigerung: Neonazis auf Schloss Germersleben?“

  1. Es ist zum Kotzen, dass die Neonazi-Szene sich schon in Schlössern einnistet. Aber da wird sich so leicht nichts machen lassen.

    Aber lieber Verfasser dieses Artikels: Ich bitte von der dauerhaften Verwendung des Wortes Skinhead in diesem Zusammenhang abzusehen. Skins sind nicht zwangsläufig rechts, ihr Ursprung war in der britischen Arbeiterklasse, ganz unabhängig von irgendwelchen rassistischen Ideologien.
    Dieses Vorurteil ist frustrierend und eine Fehlinformation.

    Gruß,
    F

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