Wo liegt der größte U-Boot-Bunker des Krieges?



Der größte deutsche Bunker des Zweiten Weltkriegs stand nicht in Berlin, Hamburg oder Bremen, sondern in Brest an der französischen Atlantikküste.

Aus dem gewaltigen U-Boot-Bunker im U-Boot Hafen Brest operierten von 1941 bis September 1944 die 1. und 9. U-Boot-Flottille, deren Boote der Typen VII C und VII im Nordatlantik Jagd auf alliierte Geleitzüge machten.

Der Bunker-Gigant hat die Maße 330 x 190 Meter und eine Stahlbeton-Decke von sechs Meter Dicke. Zum Vergleich: Der riesige U-Boot-Bunker der Kriegsmarine im Hafen von St. Nazaire an der Atlantikküste ersteckt sich „nur“ über 300 x 130 Meter.

Bunker für bis zu 15 U-Boote

Der Bunker in Brest war zum einen eine Art „U-Boot-Garage“: Bis zu 15 Boote konnten in die fünf „Nassboxen“ einfahren – und den Bunker auch schnell wieder verlassen. Gelegentlich schafften es auch japanische U-Boote, Brest anzulaufen.

Der Bunker in Brest heute von der Seeseite / Foto: Wikipedia/Thomas Philipp
Der Bunker in Brest heute von der Seeseite / Foto: Wikipedia/Thomas Philipp / CC BY-SA 3.0 / Foto oben: Der U-Boot-Bunker in Brest nach dem Angriff im August 1944 – fotografiert von der Royal Air Force, Public Domain

Neben den Nassboxen gab es noch zehn eingebunkerte Trockendock-Plätze – unverzichtbar zur Reparatur beschädigter Boote. Zum Bunker gehörten noch diverse Docks und ein eigenes Heizkraftwerk. Rund 1000 Mitarbeiter der AG Weser-Werft kümmerten sich um die Tauchboote.

In Folge des Durchbruchs der alliierten Invasionsstreitkräften in der Normandie durch die deutschen Linien gelungen, wurde die Stadt Brest abgeschnitten und von den Verteidigern zur Festung erklärt.

Die Angriffe auf die Basis und den U-Boot Hafen Brest wurden jetzt heftiger. Und auch die sechs Meter dicken Decken der Bunker boten inzwischen keinen ausreichenden Schutz mehr. Am 5. August 1944 griffen 15 Lancaster-Bomber der 617. Staffel die U-Bootbunker an.

Tallboy-Bomben auf Bunkerdach

Die britischen Bomber erzielten sechs Volltreffer mit ihren 5,2 Tonnen schweren Tallboy-Bomben, die die Decke durchschlugen. Eine Lancaster wurde abgeschossen. Die Kriegsmarine bemühte sich daraufhin verzweifelt, die Decken ihrer Bunker an der Atlantikküste zu verstärken.


U-Boot-Bar in Brest
U-Boot-Bar in Brest / Foto: Burgerbe.de

Heute wird die Anlage, etwa drei Kilometer von Stadtzentrum und Chateau Brest entfernt, von der französischen Marine genutzt. An den Kais liegen reichlich Kriegsschiffe.

Es werden Führungen durch die Basis angeboten (EU-Bürger brauchen keine Anmeldung). Fotografieren ist auf der Marinebasis nicht erlaubt.

Allerdings sind die Bunkeranlagen auch gut von der Route de la Corniche und dem Parkplatz der Basis aus zu sehen.

Netterweise haben die Franzosen hier keinen Sichtschutz aufgebaut, sondern nur eine langen, weißen Metallzaun. Ich habe mit die Bunker auch nur von außen angesehen.

Tipp: Einen besseren Eindruck bekommt man in St. Nazaire, wo U-Boot-Boxen und Schleusenbunker zugänglich und „mitten in der Stadt“ sind.

Die U-Boot-Zellen von der Seeseite aus / Foto: Wikipedia/Rama
Die U-Boot-Zellen von der Seeseite aus / Foto: Wikipedia/Rama / CC BY-SA 2.0 FR

Die Gegend ist ziemlich hässlich. Eine pittoreske Hafen-Altstadt sucht man hier vergeblich. Das liegt auch daran, dass Bombenangriffe auf die Bunkeranlagen die umliegenden Wohngebiete in Schutt und Asche gelegt haben.

Was man heute gegenüber der Marinebasis sieht, sind Neubauten im Stil der 1950er und 60er Jahre. Immerhin gibt’s auch eine „U-Boat-Bar“. Mir sind durch den Zaun keine guten Fotos gelungen.

Bilder und weitere Infos zum U-Boot-Bunker und dem U-Boot Hafen Brest findet man bei Explorermagazin.de, einige Fotos gibt’s auch hier (Militaria-Fundforum).

US-Wochenschau zeigt Bombenangriff

Bei Youtube findet sich ein US-Wochenschau, die den Bunkerkomplex während des Lancaster-Angriffs auf den U-Boot Hafen und kurz nach dem Fall von Brest zeigt, wobei man die Schäden der Tallboy-Attacke gut erkennen kann:

Empfehlenswert in Brest ist ein Besuch des Chateau am Hafen mit dem nationalen Marinemuseum. Zu sehen gibt’s dort die interessante Festung und darin Schiffsmodelle und historische Fotos unter anderem von den dampfenden Stahlkolosse aus der Dreadnought-Ära.


Kleinst-U-Boot Seehund im Marinemuseum Chateau Brest / Foto: Burgerbe.de
Kleinst-U-Boot Seehund im Musée national de la Marine im Chateau de Brest / Foto: Burgerbe.de

Dort ist auch ein deutsches Mini-U-Boot vom Typ XXVII B Seehund (mit der Nummer S 622) ausgestellt. Es ist eines von vier Booten, die die französische Marine nach dem Krieg unter eigener Flagge in Dienst stellte und bis August 1953 nutzte.

Die ab September 1944 eingesetzten Kleinst-U-Boote mit zwei Mann Besatzung und einer Reichweite von circa 270 Seemeilen erwiesen sich in den flachen Gewässern von Nordsee und Kanal als äußerst effektives Waffensystem, das vom Asdic der Alliierten nicht zu orten war.

Die Seehunde konnten allerdings nur 45 Minuten lang unter Wasser bleiben.

Bei 142 Einsätzen der etwa 70 ausgelieferten Boote gingen 35 von ihnen verloren.

Die Seehunde versenkten eine Tonnage von 17.300 Bruttoregistertonnen. Wie viele Matrosen dabei starben, ist nicht überliefert.

Die Stadt Brest ist den Deutschen ansonsten bekannt als Geburtsort des inzwischen verstorbenen Winnetou-Darstellers Pierre Brice (1929-2015).

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3 Gedanken zu „Wo liegt der größte U-Boot-Bunker des Krieges?“

  1. Der Bau der Bunker wurde von Kunstmaler Ernst Vollbehr (1876-1960) ausgiebig dokumentiert, einem engen Freund von Fritz Todt. Etliche der Motive wurden als farbige Ansichtskarten herausgegeben. Mehr zu den Malkampagnen in der Bretagne bietet die erste Biographie über den Kolonial-, Tropen-, Kriegs- und Industriemaler:
    Konrad Schuberth (2017): Ernst Vollbehr – Maler zwischen Hölle und Paradies. Eine illustrierte Biographie. – 862 S., 331 meist farbige Abb.; Halle (Mitteldeutscher Verlag).

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