Schloss Behringen: Von düsterer Psychiatrie zum schmucken Hotel



Reichlich Fachwerk: Schloss Behringen / Foto: Burgerbe.de

Die letzten Kilometer nach Schloss Behringen begannen mit einer Schrecksekunde. Kaum von der Berg-und-Tal-Autobahn A4 auf die Landstraße Richtung Bad Langensalza abgebogen, laufen plötzlich Rehe in einer Kurve direkt vor dem Wagen über die Fahrbahn. Das war extrem knapp.

Aber nicht wirklich verwunderlich, denn die Strecke führt direkt am Unesco-Weltnaturerbe Nationalpark Hainich vorbei – und da hat’s nun mal jede Menge Wild, und das wechselt an späten Sommerabenden nun mal gern die Straßenseite…

Das heute wieder schmucke Schloss hat ganz schön viel mitgemacht in seiner Geschichte: Herzog Johann Friedrich „der Mittlere“ von Wangenheim setzte 1547 sich und seinem unglücklichen Adelsnamen mit dem Renaissance-Bau ein Denkmal.

Dummerweise war dem herzoglichen Urenkel die Bauwut seines Ahnen schnuppe, und er belieh den Besitz, um seine Spielsucht zu finanzieren.

Das ging natürlich nicht gut. 1844 fiel der Besitz an die glücksspieltechnisch vernünftigere Familie von Trützschler.

Allerdings waren die Wangenheims nicht klein zu kriegen: 1928 holte sich Othmar von Wangenheim den alten Familiensitz zurück – per Heirat (klingt ein bisschen wie früher bei „Dallas“, nur halt im ölarmen aber dafür umso intrigenreicheren Thüringen).

Er blieb bis 1945 auf dem Schloss. Erst die Russen mit ihrer Aversion gegen adelige Schlossherren, vertrieben ihn. Im Schloss wurden danach ab 1946 Flüchtlinge untergebracht.

Da in der DDR nie genug Wohnraum zur Verfügung stand, blieben die Vertriebenen länger. Danach war Schloss Alten- und Pflegeheim, bot Betreutes Wohnen und diente zuletzt als psychiatrisches Pflegeheim. – und das bis 2001.




Schloss Behringen: Der Treppenturm
Schloss Behringen: Der Treppenturm

Das war das Jahr, in dem die Gemeinde Behringe die heruntergekommenen Gebäude übernahm und nach einem sinnvollen Nutzungskonzept suchte. Das wurde gefunden, indem das Haus 2003 zum barrierefreien Schlosshotel am Hainich umgebaut wurde.

Seinen Charakter als ehemaliges Altenheim – bemerkbar an den breiten „Klinikfluren“ kann das Haus nicht verleugnen – aber es hat Charme! Und die Sanierung hat den fachwerkreichen Bau wieder zum Strahlen gebracht.

Wir waren sehr zufrieden, auch mit dem Frühstücksbuffet und dem netten Hotel-Team (wirklich prima, wenn die Ankunft reibungslos klappt, obwohl man mitten in stockdunkler Nacht eintrifft, wenn der Empfang längst geschlossen hat).

Die Zimmerpreise lagen 2013 zwischen 49 Euro für das Einzel- und 74 Euro für das Doppelzimmer. Zur Hotelgeschichte hängen diverse Bilder auf dem Flur.

Nein, ich werde nicht vom Hotel gesponsert, wäre aber mal eine Idee.


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Fotos: Burgerbe.de