Hampton Court: Als Hochzeitsgast bei Heinrich VIII.



Gestatten: Heinrich, der Achte, und Kateryn Parr
Gestatten: Heinrich, der Achte, und Kateryn Parr
Vor ein paar Jahren redeten viele die Traumhochzeit von William und Kate, dann von Prinz Harry und Meghan. Da beschäftigte ich mich lieber mit der Vermählung eines üblen Vorgängers des Windsor-Sprosses vor 468 Jahren.

Die Briten feiern ja gern monarchische Jubiläen (100 Jahre Queen Mum, 4XXter Todestag der angeblich jungfräulichen Queen Elisabeth I., etc.).
Einer dieser Tage führte dazu, dass ich bei einer königlichen Hochzeit auf Schloss Hampton Court (südwestlich von London) dabeisein durfte – fast ein halbes Jahrtausend, nachdem das Ereignis stattgefunden hat.


Gefeiert wurde 2009 der 500. Jahrestag der Thronbesteigung von Heinrich VIII. Dabei gab es diverse Veranstaltungen in und um die Hauptstadt. Unter anderem stellten Schauspieler die Eheschließung zwischen dem notorischen Gattinen-Verschleißer und seiner letzten Gemahlin Cathrine Parr nach.

Und das alles am historischen Ort, dem Schloss Hampton Court. Wer vom Publikum wollte, konnte ebenfalls in einen historischen Umhang schlüpfen und wahlweise dem Pulk um den Bräutigam oder der Familie der Braut folgen.

Gerüchte über den königlichen Gatten

Von den Royals lernen: König und Nachwuchs
Von den Royals lernen: König und Nachwuchs
So bekam man mit, wie Kateryn ihr Brautkleid aussuchte und mit der Verwandtschaft über den Ruf ihres künftigen Gatten debattierte. Einige der vorherigen Hinrichtungen sollen ja nicht ganz koscher gewesen sein, wagt da jemand leise einzuwerfen.

Ich bin da besser ein paar Schritte auf Distanz gegangen und habe mal nach den Wachen Ausschau gehalten.

Die Braut wischt das vom Tisch. Er liebt sie schließlich, hat er ihr ja gesagt (dass sie ihn am Ende überlebt, hatte aber wohl eher etwas mit seinem Alter und ihrer Jugend zu tun).

Die Schauseite von Hampton Court Palace
Die Schauseite von Hampton Court Palace
Lustigerweise gab es auch immer wieder Fragen aus den Reihen der Darsteller ans Publikum, was man denn von diesem und jenem hielte.

Nicht ganz einfach, da höflich und einigermaßen ehrlich zu antworten, ohne in Gefahr zu geraten, hinterher den Kopf zu verlieren…

Die Hochzeitszeremonie bekam man nicht mit, durfte den frisch Vermählten aber gleich anschließend gratulieren. Anschließend lief das Hochzeitspaar noch länger im Schloss herum und posierte von seltsam blitzenden und surrenden Geräten.

Kameras wären den beiden bestimmt wie ein ketzerischer Zauber vorgekommen, und ER hätte sie dem gemeinen Volk sicher verboten (und für den eigenen Hausgebrauch natürlich erlaubt).


Das Eingangstor von der Rückseite
Das Eingangstor von der Rückseite
Hampton Court ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Ein repräsentatives Schloss der großen Höfe.

Es gibt deren drei, umgeben von kamingespickten Fassaden. Letzteres galt im 16. Jahrhundert als ungeheurer Luxus, schließlich bedeutete es, dass jedes der 500 Zimmer eine Feuerstelle – also eine eigene Heizung – hatte. Im nasskalten Klima zwischen London, Wimbledon und dem Ärmelkanal ein klarer Pluspunkt.

Als Schloss ausgebaut hat den Landsitz an der Themse der Erzbischof von York, Lordkanzler und Kardinal Thomas Wolsey. Dieser hatte allerdings das Pech, besagte Heinrich VIII. als Monarchen über sich zu haben. Der Tudorkönig war von dem Anwesen so angetan, dass er es 1525 für die Krone einkassierte. Wolsey starb später auf dem Weg zu einem Hochverratsprozess.

Lieblingsschloss von Heinrich VIII.

Links die astronomische Uhr
Links die astronomische Uhr
Das Schloss war eines von Heinrichs Lieblings-Bauprojekten. Der voluminöse Bartträger steckte innerhalb von zehn Jahren 62.000 Pfund (nach heutigem Wert 28 Millionen Euro) in An-, Umbau und Renovierung.

Leider ist aus dieser Zeit nicht mehr viel im ursprünglichen Zustand erhalten: „Echt Tudor“ im Schloss sind eigentlich nur noch die Küche mit ihren 59(!) Räumen, die Kapelle und eine astronomische Uhr von 1540 im ersten Innenhof.

Heinrich ließ auch bis heute erhaltene Tennisplätze anlegen, wo er zu trainieren pflegte, wenn gerade mal wieder eine Gattin den Kopf auf den Richtblock legte.

Hier soll es spuken: Der Korridor vor der Kapelle
Hier soll es spuken: Der Korridor vor der Kapelle
Das blutige Wüten des Königs führte dazu, dass das Schloss heute zu den bekanntesten Spuk-Orten in England zählt. Berühmtester Geist soll die 1542 hingerichtete, fünfte Königsgattin Catherine Howard sein.

Zeugen wollen ihren Geist mehrfach gesehen haben, wie er in höchster Verzweiflung zur Kapelle läuft, um doch noch Gnade zu erwirken. Der Weg wird heute „haunted Gallery“, also etwa Spuk-Korridor genannt.

Auch die getötete Gattin Jane Seymour soll hier umgehen. Anne Boleyn soll hier ebenfalls umgehen (mehr zu Miss-Boleyn-Sichtungen im Blog Nordkomplott).

Frauenmörder Heinrich VIII. starb übrigens offenbar mit sich völlig im Reinen. Von ihm sind keinerlei Spukphänomene überliefert.

Spukt bestimmt nicht: Drache in einem der Höfe
Spukt bestimmt nicht: Drache in einem der Höfe
Bei meinem Besuch öffnete gerade eine kleine Fotoausstellung von passionierten Geisterjägern. Nunja, ich habe den starken verdacht, dass viel, was da zu sehen war auf übermässigen Zigarettenrauch oder Morgennebel zurückzuführen ist.

Auf meinen Langzeitbelichtungen aus dem langen „Spuk“-Korridor vor dem Kapelleneingang ist jedenfalls nichts Übernatürliches zu erkennen.
Wer vor Ort mehr zu diesem Thema wissen will: Es gibt eigene Geister-Touren für Erwachsene durch Hampton Court.


Link:
Seite des Schlosses Hampton Court Palace



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Fotos: Burgerbe.de



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