Adel, Burgen & Grüfte: Pomp für die Ewigkeit



Kapelle auf Burg Hohenzollern – vorübergehender Standort der Särge Friedrichs des Großen und seines Vaters

Herrscher sind immer ein Politikum, auch nach ihrem Tod. Da die Zeit der Pyramiden zuende gegangen ist, stellt sich in hochadligen Kreisen seit jeher die Frage nach dem „Wohin mit dem Sarg?“

Man wollte ja noch ein gutes Stück der Ewigkeit in bester Erinnerung bleiben.

Da mittelalterliche Herrschaften sowieso einen Großteil ihrer Zeit auf Burgen verbrachten, lag es nahe, die sterblichen Überreste der geweihten Erde der Burgkapelle zu übergeben. Ein solcher Verteidigungsbau ohne Kapelle – und sei es auch nur eine Gebetsnische – war im Mittelalter schlicht undenkbar.

Genutzt wurden meist Nebengebäude oder Erker, denn über dem Altar durften keine weiteren Räume liegen. Das wäre Frevel gewesen.

Eigene Gruft hat Stil

Aus Platz- und Repräsentationsgründen bevorzugten die Mächtigen jedoch häufig eigene Gruften in örtlichen Kirchen mit entsprechend prunkvollen Grabmälern. Ein markantes Beispiel ist die Wiener Kaisergruft.

Die hohen Herrschaften konnten natürlich nicht damit rechnen, dass Gotteshäuser in späteren Zeiten abgerissen werden und Parkplätzen weichen mussten, wodurch ihre sterblichen Überreste zuweilen unter lecken Ölwannen zu liegen kamen. Das passierte zumindest dem englischen Kriegerkönig Richard III.

Einige Herrscherhäuser gingen in der Romantik dann zu eigenen Mausoleen über. Die Änderungen im Zeitgeschmack führten zu einem ziemlichen Durcheinander, so dass die verstorbenen Damen und Herren oftmals recht weit vertreut die letzte Ruhe fanden.

Ein prominentes Beispiel gibt die Hohenzollern-Dynastie ab. Die ersten Herrscher fanden zunächst in einer Gruft am Stadtschloss eine Ruhestätte. Wie es sich für Kurfürsten gehört, richteten sie im 16. Jahrhundert in ihrer Residenzstadt Berlin eine repräsentative Gruft ein, die heutige Hohenzollerngruft im Berliner Dom.

Beim Transport zwischen beiden Gruften gingen im 18. Jahrhundert übrigens vier Kurfürsten verloren, so dass sich von den rund 100 dort bestatteten Hohenzollern nur noch 94 identifizieren lassen.

In der Gruft liegt unter anderem der „Große Kurfürst“ Friedrich Wilhelm. In der aufkommenden Romantik empfand man dieses riesige Familiengrab wohl jedoch als zu trist und unmodern.



Für die 1810 früh verstorbene Königin Luise ließ Friedrich Wilhelm III. im Charlottenburger Schlosspark eine neue Hohenzollerngruft errichten.

Da der Architekt der Einfachheit halber Material recycelte, das beim Bau anderer Preußen-Schlösser übriggeblieben war (zum Beispiel Säulen von Schloss Oranienburg und Stufen von Schloss Sanssouci), war das Bauwerk bereits innerhalb von fünf Monaten fertig.

Hier liegt auch der deutsche Kaiser Wilhelm I. nebst Gattin. Das Mausoleum hat stark unter Vandalismus gelitten und wurde 2008 saniert.

Richtig kompliziert ist bekanntlich die Geschichte des Sargs von Friedrich dem Großen. Er hatte es so einfach gewollt: Nur im Schein einer Laterne neben seinen Windspielen auf der Terrasse von Schloss Sanssouci beerdigt werden.

Aber nein, sein Neffe verfrachtete ihn zum ungeliebten Vater hinter den Altar der Potsdamer Garnisonkirche.

Burg Hohenzollern

Als 1944 abzusehen war, dass die alliierten Bomber die Kunstdenkmäler von Berlin und Potsdam zu Trümmern und Feinstaub zermalmen würden, kamen die Särgen ins sicherere Marburg. 1952 holte Louis Ferdinand von Preußen sie auf den Stammsitz der Familie, in die mit Preußenfahnen dekorierte Kapelle von Burg Hohenzollern bei Hechingen in Baden-Württemberg. Da blieben sie während des Kalten Krieges.

Auch der 1951 verstorbene ehemalige preußische und kaiserlich deutsche Kronprinz Wilhelm, der bei Fortbestand der Monarchie (und wenn er bezeiten mit dem Kettenrauchen aufgehört hätte) ein langlebiger „Kaiser Wilhelm III.“ hätte werden können, liegt auf Burg Hohenzollern begraben.

Die Särge der beiden Preußen-Könige sollten noch eine Reise tun: Am 17. August 1991 fuhren sie, begleitet von ihren Nachfahren, in einem Sonderzug quer durchs wenige Monate zuvor wiedervereinigte Deutschland nach Potsdam. Friedrich bekam seinen Willen.

Er ruht jetzt allein, ohne Vater in Gesellschaft seiner Hunde. Vater Friedrich-Wilhelm wurde erneut in der Potsdamer Friedenskirche beerdigt, was prompt zu der Forderung führte, ihn doch bitte zu seinen Verwandten in die Gruft unter dem Berliner Dom zu verlegen.

Friedrichs Bruder Prinz Heinrich liegt übrigens im Park von Schloss Rheinberg. In einer Pyramide

Ist schon kompliziert, diese Herumschieberei der edlen Verblichenen…

Friedhof an der Festungsmauer von Alt-Carcassonne

Und fürs gemeine Volk? In vielen Städten mit Burgen existieren auch malerische Burgfriedhöfe (Bad Godesberg). Das schöne an diesen uralten Begräbnisplätzen ist neben ihrem morbiden Charme ihre Lage, oft mit Blick auf Türme und Zinnen.

Den eindrucksvollsten Friedhof dieser Art habe ich auf einer Pyrenäen-Tour in Carcassonne gesehen. Er liegt direkt am Haupteingang zur Altstadt (Porte Narbonnaise) des Weltkulturerbes.

Der Friedhof grenzt an die im 19. Jahrhundert wiederaufgebaute äußere Festungsmauer, von dieser ist er durch einen breiten Graben getrennt. Er wird von mehreren gemauerten Festungstürmen überragt. Und an vielen Stellen sieht man sowohl die alten Grabkreuze und Engel als auch die dahinter liegenden Mauern und Türme.

Apropos Adels-Begräbnisse: Zur Grablegung der österreichischen Ex-Kaiserin Zita gibt es bei YouTube eine aufschlussreiche TV-Doku:

Hier mal ein paar Fotos (Anklicken zum Vergrößern):




Fotos: Burgerbe.de (falls nichts anderes dabeisteht)



2 Gedanken zu „Adel, Burgen & Grüfte: Pomp für die Ewigkeit“

  1. Sehr gut geschriebene, interessante Seite zu einem spannenden Thema. Es wäre nur schön, den ‚Sohn‘ Friedrich des Großen in ‚Neffen‘ zu ändern, Friedrich hatte bekanntlich keine Nachkommen.
    Danke auch für die Fotos! Das alles schaue ich mir bald wieder an. Großes Lob!

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