Burg Falkenberg stand zum Verkauf



Burg Falkenberg – wieder aufgebaut in der NS-Zeit durch Hitlers Botschafter in Moskau, Graf v.d. Schulenburg. Foto: Walter J. Pilsak/Wikipedia/CC-BY-SA-3.0-migrated
Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg hatte in den Morgenstunden des 22. Juni 1941 eine Aufgabe, die ihn selbst überraschte.

Als deutscher Botschafter in Moskau überbrachte er Stalins Regierung die Kriegserklärung. Der deutsche Angriff war zu diesem Zeitpunkt bereits angerollt, deutsche Bomber warfen ihre Last auf Ziele in der Ukraine und Weißrussland.

Der Adelige hatte in den Monaten zuvor nach Kräften versucht, Hitler vom Angriff im Osten abzuhalten – er war maßgeblich am Zustandekommen des Nichtangriffs-Paktes mit der Sowjetunion an.

Der Diktator hörte sich die Argumente des Diplomaten an, ohne sich weiter darum zu kümmern. Den Spitzen-Diplomaten und späteren Widerstandskämpfer weihte er im Gegenzug auch nicht in seine Angriffspläne („Unternehmen Barbarossa“) ein.

In der Oberpfalz war Graf Schulenburg Burgherr. 1934 hatte der Adlige die Ruine der Burg Falkenberg gekauft und fünf Jahre lang wieder aufbauen lassen. Sie befand sich bis 2009 im Besitz der Familie.

Doch die Erbengemeinschaft konnte den Unterhalt der malerischen Anlage nahe der tschechischen Grenze nicht mehr bezahlen. Wie Oberpfalz TV meldete, boten Gemeinde Falkenberg und Landkreis Tirschenreuth der Familie daraufhin 800.000 Euro. Der Sanierungsaufwand wird auf 1,5 bis 2 Millionen Euro geschätzt.

Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg Foto: Wikipedia/gemeinfrei

(Nachtrag am 11.1.2009) Nach monatelangen Verhandlungen nahm die Familie schließlich das Angebot der 943-Einwohner-Gemeinde und des Landkreises an (wie viel Geld tatsächlich geflossen ist, wird bislang nicht verraten).

Bürgermeister und Planungsgruppe Burg erläuterten in einer Bürgerversammlung die Pläne. Armin Juretzka und Werner Plödt informierten dabei über das Sanierungs- und Nutzungskonzept.

Es geht um fast 650 Quadratmeter Fläche. Vorgesehen sind ein Saal für Veranstaltungen verschiedenster Art. Auch sechs Zimmer mit einem Frühstücksraum sollen hinzukommen, allerdings ist keine Nutzung als Gastronomiebetrieb vorgesehen. Ein in den Fels gebohrter Aufzug soll die Burg in Zukunft behindertengerecht machen.

Eine Kapelle und Museumsräume vervollständigen das Angebot. Dabei will man vor allem auf die bestehenden Räume zurück greifen und so wenig wie möglich umbauen.

Dabei gab es auch durchaus Kritik aus den Reihen der Zuhörer. Einige waren der Ansicht, dass die Übernahme der Burg „eine Nummer zu groß“ für den Ort sei.

Als frühest möglichen Sanierungsbeginn nannte der Bürgermeister Mai 2010. Bis dahin soll logischerweise auch die Finanzierung stehen. Die Gemeinde hofft, 85 bis 90 Prozent der Kosten aus Landesmittel zu bekommen. Dann blieben allerdings immer noch 200.000 bis 300.000 Euro, die der Ort aus Steuermitteln aufbringen müsste.

Die Burg auf einem Granitfelsen kontrolliert einen Übergang über den Fluss Waldnaab. Sie wird 1154 erstmals erwähnt. Im Jahr 1300 fällt sie an das Kloster Waldsassen.Deren Verwalter bauen die Anlage aus und lassen Anfang des 14. Jahrhunderts auch den Bergfried errichten. Marodierende Hussiten belagern die Burg 1428 – erfolglos.



Ab 1572 ist der Komplex in den Händen der Wittelsbacher. Das hat auch zur Folge, dass die Burg als katholisches Bollwerk noch im letzten Jahr des Dreißigjährigen Krieges, 1648, von den Schweden belagert wird. Die Besatzung kapituliert.

Danach hat die Burg keinen militärischen Nutzen mehr und wird innerhalb von 30 Jahren zur Ruine und zum Steinbruch. Erst Bayernkönig Ludwig I. und Falkenberger Bürger schreiten 1840 ein und verhindern das komplette Verschwinden der Burg. Erhalten blieben die Mauern.

Nachdem Graf Schulenburg die Burg gekauft hatte, ließ er das Gemäuer in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege vom Regensburger Architekten Franz Günthner wieder aufbauen und herrichten.

Auf die Fachwerk-Etage unter dem Dach, die auf alten Zeichnungen noch zu sehen ist, verzichtete man allerdings.

Der Graf konnte das Ergebnis der Wiederaufbaus nur wenige Jahre miterleben. Am 10. November 1944 wurde er als „Mitverschwörer“ von Stauffenbergs Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 hingerichtet. Er wäre nach Hitlers Tod als Außenminister eines nazifreien Deutschlands vorgesehen gewesen.

Die Burg kann nur nach Voranmeldung besichtigt werden, Telefon: 09637/270.

Links: Den besten Überblick über die Geschichte von Burg Falkenberg bietet Burgenseite.de. Die Wiki-Infos sind eher spärlich.

Fotos: Walter J. Pilsak/Wikipedia/CC Attribution-Share Alike 3.0 Unported license., sowie Foto: Wiki/Unbekannter Fotograf. Urheberrecht erloschen.

PS: Danke an den Kommentator „Freund der Burg“ für die Hinweise




7 Gedanken zu „Burg Falkenberg stand zum Verkauf“

  1. Die Gemeinde Falkenberg verständlicherweise wartet sicher auf die Vollendung aller Formalitäten (was zeitlich immer etwas langwierig ist) um den Kauf der Burg im Netz zu veröffentlichen.Ein Telefonat bei dem Bürgermeister der Gemeinde könnte das vielleicht bestätigen. Übrigens wurde die Tatsache schon in der örtlichen Zeitung Ende Dezember bekanntgegeben.

  2. @Burgenfreund – Danke für die Info! Ich höre mal nach. Leider hat die Gemeinde Falkenberg das bislang nicht im Netz öffentlich gemacht, was ich nicht ganz verstehe, da es doch um Steuergeld geht.

  3. Alles sind interessante Kommentare, jedoch jetzt nicht mehr aktuell. Die Gemeinde Falkenberg hat die Burg des Grafen von der Schulenburg gekauft. Die Erbgemeinschaft ertbrachte ein finanzielles Opfer obwohl der Gutachter die Burg höher begutachtet hatte und das an die Bedingung geknüpft, dass die Burg als Gedänkstätte des Grafen weiter erhalten bleibt. Förde gelder aus verschiedenen Quellen werden dies und die Sanierung ermöglichen. So wird die Burg auch weiter öffentlich zugänglich sein, so wie es von der Erbgemeinschaft Schulenburg erwünscht ist. Für weitere Information bitte sich an die Gemeinde Falkenberg wenden.

  4. Ich weiss das die Burg lediglich 1.200.000 kosten soll – 800.000 sind also ein wenig unterschätzt.
    Der bauliche Zustand der Burg ist gut.Renovierungsbedarf besteht jedoch bei sämtlichen sanitären Anlagen, dem gesamten Zentralheizungssystem sowie dem elektrischen Leitungssystem.
    Also wird zudem vorzugsweise ein Käufer gesucht, der die Burg als einen Ort von nicht unerheblichem öffentlichem Interesse begreift. (In der Burg besteht derzeit ein Museum, eine Konzert- und Veranstaltungsbühne sowie Rittersaal und Nebenräume, die für Veranstaltungen vermietet werden.)
    Gruss vom Raoul aus Bielefeld…………….

    http://www.raoul-und-carlos.de/

  5. das möchte ich schwer bezweifeln. bin schon ewig in der burgen schlösser branche … es gibt zwar gebäude für symbolischen preis, aber was keine sagt, das das grundstück regulär gekauft werden muss oder grundschulden übernomen werden müssen. also so möchte ich dann schon einmal burgen für nen zehner sehen ….

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