Sternfestungen aus der Luft: Zackige Burgen



Die Sternfestung Bourtange / Screenshot: Google Earth
Die Sternfestung Bourtange / Screenshot: Google Earth / Das Foto oben zeigt auch Bourtange. Foto Wikipedia / Gebruiker / CC-BY-SA 3.0
Wieso gibt es sternförmige Festungen?

Die Anlagen sind oft von Wasser umgeben, häufig eingebettet in sanft-grüne Landschaft. Die zackig-symmetrische Architektur sieht aus der Luft einfach toll aus.

Aber als die Anlagen entstanden, gab es weder Heißluftballone oder Flugzeuge und also auch keine Beobachter aus der Luft.

Und reine Ästhetik hat ja auch noch keinen entschlossenen Angreifer aufgehalten, oder?

Oder?!

Angreifer ins Kreuzfeuer nehmen

Mauern der Festung Rocroi / Foto: Burgerbe.de
Mauern der Festung Rocroi / Foto: Burgerbe.de

Glücklicherweise hat sich eine ganze Reihe von Sternfestungen erhalten, an denen man die Prinzipien studieren kann.

Die Grundidee des Systems aus spitz zulaufenden Wällen und Gräben besteht darin, Angreifer immer aus mehreren Richtunge ins Kreuzfeuer nehmen zu können.

Auf den Spitzen der vorspringenden Befestigungen, den Bastionen, standen idealerweise Kanonen, die aus dieser Position ein Schussfeld von mehr als 180 Grad unter Feuer nehmen konnten.

Schluss mit „blinden Flecken“ der Verteidiger

Es sollte keine „blinden Flecken“ mehr im Vorfeld der Festungen geben. Gebäude, die dort vor dem Bau der Festungswälle errichtet wurden, mussten dem freien Schussfeld weichen.

Die Wälle konnten hoch, steil und massiv gemauert sein. Häufig bevorzugten die Verteidiger, gerade in den Niederlanden, aber auch eher flache, niedrige Erdwälle hinter breiten Wassergräben.

Diese waren für Kanonenkugeln von Angreifern praktisch unzerstörbar.

Ich habe hier ja schon mal über die Sternfestung Bourtange, Rocroi (Champagne) und die Spandauer Zitadelle geschrieben.

Blick auf die Sternfestung

Erhaltene Bastion der Festungsstadt Steevenswert in den Niederlanden / Foto: Burgerbe.de

Als besonders schön erweisen sich die Luftbilder der Festung Bourtange in den Niederlanden (siehe die beiden Bilder ganz oben).

Wilhelm von Oranien ließ sie ab 1580 errichten, um das spanisch besetzte Groningen zu isolieren, was allerdings nicht so recht gelang. 1593 war die Anlage fertig.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde der fünfzackige Festungsstern weiter ausgebaut und – nie erobert.


Zurück ins Jahr 1742

Eine Bastion der Festung Bourtange im Winter / Foto; Burgerbe.de

Die Gemeinde entschloss sich in den 1960er Jahren, die 1851 aufgegebene Anlage wieder aufzubauen und in den Stand von 1742 zurückzuversetzen, als sie ihre größte Ausdehnung hatte. Eine weise Entscheidung, die heute durch reichlich Touristen belohnt wird.

Link: Die Festung hat heute auch eine deutschsprachige Internetseite

Lage:

Vesting Bourtange, W.Lodewijkstraat 33, NL-9545 PA Bourtange

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Naarden (Niederlande), Foto: Google Earth

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Almeida (Portugal), Foto: Google Earth

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Zitadelle Spandau, Foto: Google Earth

Rocroi: Champagne-Sternfestung

Ein Beispiel für eine lehrbuchmäßige sternförmige Festung ist Rocroi (oder Rocroy) in der Champagne.

Vor dieser Festung fand im Mai des Jahres 1643 die Schlacht von Rocroi statt. Dabei besiegten die französischen Truppen unter dem Herzog von Enghien, dem „Grand Condé“, die angreifenden Spanier.

Sie stabilisierten damit die Herrschaft des jungen Thronerben Ludwig XIV., des späteren Sonnenkönigs.

1675 gab Festungsbaumeister Vauban der Festungsstadt im Auftrag von eben jenem Ludwig ihr bis heute erhaltenes Aussehen. Ludwig wollte sichergehen, dass die Champagne mit ihrer „Randlage“ in Frankreich nie wieder zum Einfallstor für fremde Truppen werden würde.

Ludwigs Festungsbaumeister Vauban machte Rocroi zur sternförmigen Musterfestung – geschützt von spitz zulaufenden Bastionen – ein Paradebeispiel der Wehrarchitektur des 17. Jahrhunderts.

In der Mitte liegt der Hauptplatz, Place du Luxembourg. Dort befindet sich auch das Musée de la Bataille de Rocroi. Die Wälle sind rundum begehbar.

Den Nachteil dieser streng geometrischen Festung wird man schnell bemerken: Es zieht ganz furchtbar…

Bilder (Screenshots Google Earth): 2 Bourtange, 3 Rocroi, 4 Naarden, 5 Almeida, 6 Spandau




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