Die Totenmaske der Staufer-Stammmutter

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Die „Totenmaske“ der Hildegard von Egisheim
Im ersten Stock des Bad Wimpfener Steinhausmuseums findet sich hinter Glas ein unscheinbarer, lebensgroßer Gipskopf. Das entspannte Antlitz einer Frau mit geschlossenen Augen, den Kopf leicht zur Seite geneigt.

Doch es ist keine von einem mittelalterlichen Künstler geformte Plastik, sondern die auf natürliche Weise entstandene Totenmaske der Urgroßmutter von Kaiser Barbarossa, Hildegard von Egisheim (gestorben 1094/95).


Es ist das einzige lebensecht erhaltene Gesicht eines mittelalterlichen Menschen, dessen Namen wir kennen (bei den Moorleichen aus dieser Zeit, deren Gesichter erhalten sind ist ja leider die Identität nicht überliefert worden).

Hildegards Reste wurden erst recht spät wiederentdeckt: 1892 war man im Chor der von Hildegard selbst gestifteten St. Foy/St. Fidei-Kirche in Schlettstadt (heute Selestat/Elsass) auf ihr mutmaßliches Grab gestoßen. Der Holzsarg war nach 800 Jahren noch intakt.

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Der Saal im Steinhausmuseum

Als Ausgräber den Sarg öffneten, stießen sie auf eine dicke Kalkschicht. Der Körper war nach dem Tod bis zur Brust mit Kalk bedeckt worden. Das lässt darauf schließen, dass Hildegard an der Pest gestorben war.

Dadurch blieb – wie bei vielen Opfern des Vesuv-Ausbruchs in Pompeji – ein Abdruck der Körper der Verstorbenen erhalten. Man musste den Hohlraum nur noch sorgfältig mit Gips ausgießen.

Ich habe lange davorgestanden und mir das gut ausgeleuchtete Gesicht angesehen. Das ist schon faszinierend. Sie sieht aus, als ob sie zufrieden mit sich und der Welt gestorben ist. Sogar der weite Kragen des Totenhemds ist deutlich zu erkennen

Viel wissen wir nicht von ihr: Sechs Kinder hat sie geboren, darunter jenen Schwaben-Herzog Friedrich I., der die Burg Hohenstaufen erbaute. Den Anfang vom sagenhaften Aufstieg ihrer Familie bekam sie noch mit.

Ihren Mann Friedrich von Büren hat sie um fast 30 Jahre überlegt. Sie starb wohl im Alter zwischen 60 und 70 Jahren. Hildegards Gesicht wirkt im Abdruck aber jünger und fast faltenlos. Dass die Totenmaske jetzt in einem Gebäude der ehemaligen Stauferpfalz Wimpfen untergebracht ist, immerhin einem der größen romanischen Pofanbauten Deutschlands, finde ich durchaus angemessen.

Quelle: Johannes Lehmann, Die Staufer, München 1985, S. 49.

Fotos: Totenmaske und Museumsetage, beide von Burgerbe.de

Ein Gedanke zu „Die Totenmaske der Staufer-Stammmutter“

  1. eine beeindruckende aufnahme von einer beeindruckenden frau… ich sehe mir dieses bild immer wieder an…

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