Die berstenden Mauern von Burg Altena (2007)

Update: Dieser Artikel gibt den Stand von 2007 wieder. Inzwischen sind die Mauern saniert, und Burg Altena hat mit ihrem Erlebnisaufzug einen ganz neuen Besuchermagneten.

Malerisch sah anders aus. Der Innenhof von Burg Altena im Sauerland war ab Ende September 2007 aufgerissen, Besucher liefen knirschenden Schrittes durchs Kiesbett. Diverse Baustellenschilder und Absterrungen standen herum. An den Burgmauern wurde unübersehbar vor Steinschlag gewarnt.

Schuld war das vermaledeite Regenwasser im Zusammenspiel mit Efeu und Frost. Das Efeu sorgt für Spalten im Mauerwerk. An einem Regentag sickerten rund 12.000 Liter durch die Mauern. Und der Regen wusch den Mörtel aus. Kann sich erstmal Wasser in den Mauern ansammeln, kommt es zu massiven Frostschäden.

2001 brach bereits ein tonnenschwerer Brocken aus den Außenmauern. Diese hatten danach begonnen, sich an einigen Stellen bedrohlich nach außen zu wölben. Teile des Mauerwerks waren einsturzgefährdet.

Nun hat die Sanierung begonnen, die mehrere Millionen Euro teuer wird. Zur Finanzierung gab es u.a. eine Spendenaktion „Rettet Burg Altena“. Dabei kann man auch Burgpate werden und für 500 Euro symbolisch einen Quadratmeter des Burghofs erwerben. Aktuell wird ein Aufzug durch den Felsen zur Burg gebaut. Ein für sauerländische Verhältnisse ziemlich spektakuläres Projekt.


Einmal ein Video-Rundblick über den Innenhof

altena_2.jpgDie Anlage aus dem Anfang des 12. Jahrhundert liegt auf einem Bergrücken über der Lenne und schützt den wichtigen Handelsweg für Metallwaren aus der Region. Sie ist Stammburg der Grafen von Altena, bzw. von der Mark, die allerdings schon Ende des 12. Jahrhunderts zu Burg Mark bei Hamm (am Hellweg) umzogen und die Burg in der Hand ihrer Dienstmannen ließen.

1225 geht Friedrich II. von Altena und Isenberg durch den Mord an seinem Vetter, dem Kölner Erzbischof Engelbert in die Geschichte ein, für den er im darauf folgenden Jahr hingerichtet wurde.

altena_sepia.jpg1455 brennt die Burg ab und wird notdürftig wieder aufgebaut. 1609, nach dem Jülich-Klevischen Erbfolgestreit, fällt die Gegend an Brandenburg. Die Brandenburger legen eine kleine Garnison in die Burg.

Während der Friedensverhandlungen, am Ende des Dreißigjährigen Krieges hält sich Friedrich Wilhelm I., der Große Kurfürst, im Dezember 1647 einige Tage lang auf der Burg auf und empfängt Gesandte. 1670 richten die Brandenburger ein Invalidenhaus für Soldaten auf der Burg ein, die in den folgenden Jahrzehnten zu verfallen beginnt.

altena_3.jpgDa niemand das nötige Geld aufbringen will, beginnt nun beginnt zwischen preußischer Krone und Stadt ein Hin- und Her um die Burg, das mehrere Jahrhunderte andauern soll. Sonderliches Interesse hat man in Berlin nämlich nicht mehr an der Anlage.

1733 erklärt König Friedrich Wilhelm I., für die Burg Altena im abgelegenen Westfalen „nit einen Kreuzer“ ausgeben zu wollen. Der Burgkommandant schimpft 1770 über Regen und Sturm in seinem Schlafzimmer. Seit 1766 ist die Burg Sitz des „Criminalgerichts“ für die Grafschaft Mark und eines Gefängnisses.

1771 kauft dann die Stadt Altena die Burg den Preußen für den Schnäppchenpreis von 500 Reichsthalern ab und richtet ein Armenhaus ein, das bis 1840 besteht. Das preußische Militär zieht ab. Die französischen Besatzer der Napoleon-Zeit verlegen Gericht und Gefängnis 1811 nach Werden.

altena_4.jpg1842 – in der aufkommenden Romantik – schenkt die Stadt die Burg dann wieder an’s preußische Königshaus. Und zwar an Friedrich Wilhelm IV (kein Wunder, dass in einem Raum der Burg die diversen Hohenzollern bis Wilhem II. mittlerweile in Öl hängen).

Der Monarch nimmt tatsächlich Geld in die Hand und beauftragt Vater und Sohn Schadow, rund um die Burg Altena einen Park zu planen. Der Park wird zwar angelegt, das Projekt scheitert jedoch an mangelnder Pflege. Die Burg wird dann noch ein halbes Jahrhundert als Johanniter-Krankenhaus genutzt.


Im 20. Jahrhundert macht sich das Engagement der Bürger bemerkbar. Der Bergische Burgenverein sammelt die erstaunlich hohe Summe von 600.000 Goldmark und beginnt 1907 mit dem Wiederaufbau. 1918 – rechtzeitig zum Zusammenbruch des Kaiserreichs – sind die Arbeiten abgeschlossen.

altena_5.jpg1912 zieht die erste ständige Jugendherberge der Welt in die Burg ein, die bis heute existiert (mittlerweile in der Vorburg – mit 55 Betten). Der ehemalige Jungenschlafsaal und der Speiseraum sind inzwischen Museumsräume.

Ein Stück weiter den Berg hinunter ist das Deutsche Drahtmuseum untergebracht (Motto: „Vom Kettenhemd zum Supraleiter“), dessen Besuch im Preis der Burgbesichtigung enthalten ist. Seit 1943 ist die Burg übrigens im Besitz des Märkischen Kreises.

Bei einem Rundgang kann man sich diverse Räume anschauen. U.a. auch den Kerker. Auch einer der Türme ist begehbar, allerdings nicht bis aufs Dach.
Mehr zu den Räumen und der Dauerausstellung auf Burg Altena gibt’s hier, und hier der Link zur Burg-Homepage.

Lage: Burg Altena, Fritz-Thomée-Str. 80, 58762 Altena

Mehr über Burgen im Sauerland und Bergischen Land hier im Blog:
Schloss Burg im Regen
„Verbotene Liebe“: Wo liegt Schloss Königsbrunn?
Die Mumienhand von Schloss Hohenlimburg

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Bilder: Meine (November 2007)



8 Gedanken zu „Die berstenden Mauern von Burg Altena (2007)“

  1. Moin moin.
    Wir fanden die Burg von außen super, aber wenn ein säugling da grade mal essen möchte ist die Dame von der Information war sehr unfreundlich und inkompetent was Kinder angeht und hat uns gleich aus dem Museum geworfen. Für sowas fährt man über 400 km .

    Das wird auch noch in der Zeitung ausgiebig berichtet werden.

    1. Gibt es in großer Zahl u.a. im angeschlossen „Burgarchiv“ und in vielen Veröffentlichungen (s. auch Zeitschrift „Der Märker“

  2. War gestern bei schönstem Sonnenschein auf Burg Altena. Trotz massiver Sanierungsarbeiten immer wieder ein Erlebnis. Die neue Ausstellungskonzeption des Museums hat mich hingegen nicht überzeugt: ehemals eingrückliche Interieurs und Räume sind heute nur noch Staffage für eine konventionelle (viel zu teure)Vitrinienpräsentation der Museumsexponate. Schade, da hätte ich mir mehr mir erhofft. Aber, wer auf historistische Burgrekonstruktionen der Jahrhundertwende steht, kommt in Altena voll auf seine Kosten!

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