Burg Idstein: Im Schatten des Hexenturms



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Der Idsteiner Hexenturm (Foto: Meins)

Im idyllischen Taunusstädtchen Idstein haben sich vor gut 330 Jahren schreckliche Szenen abgespielt. Der Ort im Schutz der Burg Idstein war berüchtigt für seine Hexenprozesse und die folgenden Hinrichtungen unschuldiger Frauen. Man war allerdings so „human“ das Schwert zu verwenden, nicht den Scheiterhaufen.

Die Prozesswelle wird durch ein Kind ausgelöst, das angegeben hatte, dass seine Patin es „das Mäuse und Eidechsen machen“ lehren würde. Der protestantische Graf Johannes zu Nassau (1603-1677) vermutete, dass auch der Tod seiner zweiten Frau, seiner Kinder und ein Viehsterben durch Hexen ausgelöst wurde und befahl ab 1675 Verfahren.


torbau.jpgBis zu seinem Tod anderthalb Jahre später werden 51 Frauen und Männer angeklagt, davon 39 hingerichtet, die Leichen werden öffentlich verbrannt.

Verdächtige wurden zunächst in Idstein, später in umliegenden nassauischen Orten aufgegriffen und in Idstein eingekerkert. Das letzte Todesurteil der Prozesse wird in Idstein am 22. März 1677 vollstreckt: Es trifft den Wiesbadener Metzger Philipp Pflüger.

Erst der neue Herr, Johann Casimir von Leinigen, stoppt das Wüten und verhindert weitere Prozesse. Zwei bereits inhaftierte der Hexerei Verdächtige werden freigelassen. Heute erinnert ein in den Fels eingelassener Gedenkstein an die dunkle Zeit.



Der Idsteiner Hexenturm
Der Hexenturm überragt das Städtchen

Entstanden ist Burg Idstein im 11. Jahrhundert auf einem Felsrücken. Sie bestand aus Oberburg und Vorburg. Im 14., 15. und 16. Jahrhundert erfolgte ein Ausbau (Bergfried nach 1355, Torbogengebäude 1497, Mittelbau 1565).

Mehr als 600 Jahre lang, von 1102 bis 1721 war Idstein mit Unterbrechungen Residenz der Grafen von Nassau-Idstein und anderer nassauischer Linien. Einer der Grafen, Adolf von Nassau, war von 1292 bis zu seinem Tod auf dem Schlachtfeld 1298 Deutscher König.

Anfang des 17. Jahrhunderts entstand an Stelle der Vorburg ein Renaissanceschloss. Das Schloss steht auf einem kleinen erhöhten Plateau, durch einen Halsgraben von der ehemaligen Burg abgetrennt. Die frühere Oberburg wurde abgerissen. Der Bergfried blieb stehen. Er erhielt damals den Beinamen Hexenturm.



1866 annektierte Preußen das damalige Herzogtum Nassau als preußische Provinz Hessen-Nassau. Heute ist im Schloss eine Schule untergebracht. Schloss und Turm können nur auf Anfrage besichtigt werden.

Malerisches Idstein
Malerisches Idstein
Der malerische Ort mit seinen vielen Fachwerk-Bauten vor der Kulisse des Hexenturms ist aber auf jeden Fall einen Besuch wert. Er ist von der Autobahn A3 aus ausgeschildert und in ein paar Minuten zu erreichen.

Weiterlesen:

Einen kurzen Überblick über Opfer der Hexenverfolgung in Idstein bietet die Seite der Stadt Idstein.
Außerdem gibt es ein Buch: Den Hexen auf der Spur… Über Hexenprozesse am Beispiel Idstein 1676; ISBN 3-926305-00-2 (bezahlter Link zu Amazon).

Der Wikipedia-Eintrag zur Burg ist recht kurz. Der zum Ort Idstein dafür umso umfassender.

Lage: Schloss/Burg Idstein, König-Adolf-Platz, 65510 Idstein

Fotos: Burgerbe.de



2 Gedanken zu „Burg Idstein: Im Schatten des Hexenturms“

  1. Pingback: Kommissar Lehmann empfiehlt… » Blog Archiv » “DER HEXENTURM” UND “DIE LEICHEN-KLINIK VON KÖLN”
  2. Als Fan von Schlössern, Burgen, Altstädten: Klasse. Auch interessant, dass Renaissance Schlösser doch unterchiedlich sind. Ich mag persönlich die Schlösser aus der Weser-Renaissance besonders. Idstein – immer eine Reise wert.

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